(c) 12.07.2013 - "Justus Randt" - https://www.weser-kurier.de/region/niedersachsen
Traditionsschiff als nationales Denkmal anerkannt - 12.07.2013
"Prinz Heinrich" dampft bald wieder
Von Justus Randt
Leer/ Emden.Die "Dampf Rundum 2013", das Stelldichein historischer Dampfschiffe im Flensburger Hafen, wird an diesem Wochenende ohne die "Prinz Heinrich" gefeiert. Das älteste Seebäderschiff Deutschlands ist noch nicht so weit restauriert, dass es von Leer aus den Wasserweg zu "Europas größtem Dampferspektakel" aus eigener Maschinenkraft schaffen würde. Dennoch macht die 104 Jahre alte "Prinz Heinrich" von sich reden.
Doppelschrauben-Post-und Passagierdampfer, das ist die korrekte Bezeichnung der "Prinz Heinrich", die jahrzehntelang unter der Flagge der Borkumer Kleinbahn- und Dampfschifffahrts AG von Emden aus die Insel anlief. 1970 wurde der Dampfer außer Dienst gestellt, als Museumsschiff "Mississippi" für eine Überseeausstellung an die Trave nach Lübeck verkauft und landete schließlich in Rostock.
Dort entdeckte der Leeraner Wolfgang Hofer den maritimen Schatz und leitete dessen Rettung ein. Rund 400 Mitglieder gehören heute dem Verein Traditionsschiff "Prinz Heinrich von 1909" an. Hofer ist dessen Vorsitzender und geschäftsführender Gesellschafter der gemeinnützigen GmbH, deren Aufgabe die Rekonstruktion und der Erhalt des Schiffes sind. "Seit Kurzem wissen wir", sagt Hofer, "dass wir ein nationales Schiffsdenkmal haben." Auf Landesebene hatte die "Prinz Heinrich" den Status des beweglichen Kulturdenkmals schon bald, nachdem Hofer das Schiff 2003 nach Leer geholt hatte. "Aber jetzt bekommen wir Fördermittel vom Bund." 130000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm IV für sanierungsbedürftige Objekte sind zugesagt.
Bislang sind rund drei Millionen Euro in die Wiederherstellung des Oldtimers geflossen. Die in Aussicht stehenden 130000 Euro sollen hauptsächlich für den Innenausbau und die Decksbeplankung eingesetzt werden. Originalgetreue Dampfmaschinen haben Wolfgang Hofer und seine Mitstreiter bei einem Sammler in England gefunden und bereits eingebaut – ein entscheidender Schritt in Richtung Originalzustand. Denn vor mehr als 50 Jahren war der Dampfantrieb der "Prinz Heinrich" durch Dieselaggregate ersetzt worden.
"Bei der ,Prinz Heinrich’ handelt es sich um ein schifffahrtsgeschichtlich besonders wertvolles, mittlerweile einmaliges Schiff in Deutschland", hatte ein vom Verein beauftragter Hamburger Sachverständiger schon 2004 in seinem Restaurierungsgutachten für den Dampfer formuliert. "Seine Erhaltung rechtfertigt alle Anstrengungen, welche mit der Restaurierung verbunden sein werden. Rumpf, Decksaufbauten und die Hilfsmaschinen weisen ein hohes Maß an Originalsubstanz auf", wird im schiffshistorischen Archiv zitiert.
"2015 sind wir dabei"
Sobald das Schiff kraft seiner Dampfmaschinen fahren kann, will Wolfgang Hofer bei der Flensburger "Dampf rundum" festmachen, zu der alle zwei Jahre eingeladen wird. "2015 sind wir dabei", sagt er. Bis dahin ähnelt die schneeweiße "Prinz Heinrich" vermutlich auch im letzten Detail dem Aussehen, mit dem sie 1909 die Meyer-Werft in Papenburg verließ.
Dort ist auch das Feuerschiff "Amrumbank – Deutsche Bucht" entstanden: im Jahr 1915 und ebenfalls ursprünglich als Dampfer. Die rote Schiffsschönheit hat im Emder Ratsdelft festgemacht. In ihrer Funktion als schwimmender Leuchtturm lag die "Amrumbank" während 65 Dienstjahren auf verschiedenen Seepositionen – zuletzt, bis 1980, in der Deutschen Bucht. Auch als Museumsschiff ist sie beweglich geblieben. Zwangsläufig musste die "Amrumbank" von ihrem Betreiberverein vor vier Jahren ins Dock bugsiert werden: Massive Rostschäden am Vorschiff, vor allem dem Ankerkasten, mussten beseitigt werden. "380000 Euro hat das gekostet", sagt der Vorsitzende Erhard Bolenz.
Sein Verein hat das heutige Denkmal 1983 vom Wasser- und Schifffahrtsamt Wilhelmshaven übernommen. Im Oktober wird Geburtstag gefeiert. "Die ,Amrumbank’ ist inzwischen zum Emder Wahrzeichen geworden", sagt Bolenz. "Es gibt ja keine Postkarte mehr ohne das Schiff."